American-German Young Leaders besuchen den Bundestag

Gestern hatten wir Besuch von den „American-German Young Leaders“, einer Gruppe von jungen Deutschen und Amerikanern des „American Council on Germany“. Sie treffen sich sich die ganze Woche über in Berlin, um über Politik zu diskutieren.

In unterschiedlichen Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden wurden Themen behandelt, wie z.B. „Was heißt es, deutsch oder amerikanisch zu sein?“, „Spielen Werte oder Prinzipien eine größere Rolle in der Politik?“ oder „Warum kommt Populismus zurzeit so gut an?“.

Im Anschluss an die zahlreichen Diskussionen haben gab es von unserem Lennart noch eine Führung durch die Räumlichkeiten des Bundestages mit dem Jakob-Kaiser-Haus, dem Paul-Löbe-Haus und dem Reichstagsgebäude.

Viel Spaß Euch noch in Berlin und beim Debattieren!

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„(M)ein Jahr im Bundestag“ – Lennart Nieweler

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ich bin Lennart, 20 Jahre alt und mache seit dem 1.9.2016 mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bundestag bei Ulrich Hampel.

Da sich das Jahr zum Ende neigt, habe ich mir überlegt euch ein bisschen was über mein FSJ zu erzählen.

Vielleicht fange ich am besten einfach mal damit an, wie ich darauf bekommen bin ein FSJ im Bundestag zu machen.

FSJ im Bundestag, sowas gibt es?“ werde ich oft gefragt. Um ganz ehrlich zu sein wusste ich das vorher auch nicht. Darauf gekommen bin ich unter anderem durch die Kommunalpolitikerin Ulrike Reifig, die in Altenberge und Dülmen im Wahlkreisbüro für meinen Chef arbeitet.

Ulrike kennengelernt habe ich durch das Projekt „YOUth of Integration“, bei dem ich zusammen mit anderen Freunden aus dem Münsterland und Flüchtlingen aus Altenberge Freizeitprojekte gemacht habe.

Das Projekt ist der eigentliche Grund, warum ich mein Team bestehend aus Ulli, Ulrike, Dirk, Carola und Michael überhaupt kennengelernt habe.

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Zuerst lernte ich mit meinem Kumpel Sönke Zivic auf dem nach Hause Weg von einer Party zwei Flüchtlinge kennen, die uns zuerst auf ein Bier und dann ins Flüchtlingsheim einluden, später lernte ich bei einem Urlaub in Italien Sven Tetzlaff kennen, der sich zufälligerweise direkt im Nachbardorf engagierte.

Mit der Zeit entwickelte sich ein Projekt, an dem immer mehr junge Leute mit vielen Ideen teilnehmen wollten.  So gründete der eine die Facebook-Seite, der nächste eine Internet-Seite, ein anderer erfand den Namen „YOUth of Integration“- Jugend der Integration.

Durch die öffentlichen Medien, aber auch durch die enge Zusammenarbeit mit Ulrike entstand somit der Kontakt zu Ulli, der mich und Francine Fester, die ebenfalls im Projekt aktiv war, bei unserer Sowi-LK-Fahrt in den Bundestag einlud, um mehr über das Projekt zu erfahren.

Als wir Ulli das erste Mal trafen und ihm stolz unser selbst gemachtes Plakat zum Projekt vorstellen, zeigte er sich direkt begeistert davon, dass gerade junge Menschen den ersten Schritt wagen und den Kontakt mit Flüchtlingen suchen, um sie bei der Integration zu unterstützen.

28.9.15

Somit lud Ulli mich und 3 weitere Kumpels zur BPA-Fahrt ein.

Was ist eine BPA-Fahrt?

Eine BPA-Fahrt, ausgeschrieben“ Bundespresseamt-Fahrt“ ist eine Fahrt, die zusammen mit dem Bundespresseamt und den Abgeordneten organisiert wird.

Sie dient dazu (jungen) politisch interessierten Menschen das politische Berlin näher zu bringen.

Somit hatten wir in den 5 Tagen nicht nur die Möglichkeit den Bundestag näher kennenzulernen, sondern machten Stadtrundfahrten quer durch Berlin, besuchten den Bundesrat, gingen in die Gedenkstätte „Deutsche Wiederstand“ und zum Bundesamt für politische Bildung.

Ulli stieß soweit es sein Terminkalender erlaubte immer wieder zu uns dazu, wodurch wir die Möglichkeit hatten, uns auszutauschen und besser kennenzulernen.

Nach dieser Fahrt stellte ich fest: 5 Tage das politische Berlin kennenzulernen ist schon verdammt interessant. Wie würde es dann wohl sein, ein Jahr lang im Bundestag zu arbeiten?

Kurze Zeit nach der BPA-Fahrt fragte ich Ulli, ob ich ein Praktikum in Berlin machen könnte.

Nachdem ich meine Pläne, für ein Jahr nach Lateinamerika zu gehen über den Haufen geworfen hatte, schien mir das eine gute Möglichkeit zu sein sich neu zu orientieren.

Als Ulli mir sagte, dass er vor mir sogar schon einmal einen FSJler bei sich in Berlin hatte, wusste ich: Lennart, du willst ein Jahr nach Berlin.

Die Bewerbung auf das FSJ war eigentlich recht simpel. Zuerst musste ich eine Bewerbung an Ulli und den ijgd, „internationale Jugendgemeinschaftsdienste“ schreiben, in dem ich erklärte, warum mich ein FSJ im politischen Leben besonders interessierte.

Da ich mich schon vor meinem FSJ engagiert hatte und auch Ulli schon kannte fielen mir einige Gründe ein, warum ich das FSJ unbedingt machen wollte.

In der heißen Abi-Phase erhielt ich schließlich Post:  ich wurde zum Bewerbungstag eingeladen.

Kurz darauf erfuhr ich: Ich gehe ein Jahr nach Berlin.

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Nachdem ich den Vertrag unterzeichnet hatte und schließlich eine Wohnung gefunden hatte saß ich nun also in der Ausweisstelle des Bundestages wo ich meinen eigenen Bundestags-Ausweis bekam.

Am Anfang war es natürlich ein besonderes Gefühl, ohne große Kontrollen einfach so in den Bundestag zu können.

Auf jedem Ausweis, der beim Einlass kontrolliert wird, ist der eigene Name, Geburtsdatum, ein Bild und das Ablaufdatum des Ausweises angegeben.

Bei mir ist das, der 31.8.17, an dem mein FSJ offiziell beendet ist.

Nun fange ich aber erstmal mit meiner ersten Aufgabe an: Post holen.

Klingt erstmal ein bisschen banal, muss aber gemacht werden.

Jeder Abgeordnete des Bundestages hat sein eigenes Postfach, zu dem jeden Tag Informationen geschickt werden, angefangen von der Tageszeitung über Einladungen bis zu Broschüren, Geburtstagskarten und Kalender.

Welche Informationen ein Abgeordneter erhält hängt unter anderem davon ab in welchem Ausschuss er oder sie sitzt.

In Ullis Fall ist das der Ausschuss für Wirtschaft und Energie, der jeden Mittwochmorgen im Europasaal des Deutschen Bundestages tagt und einen Tag zuvor intern von jeder Partei in der Arbeitsgruppe vorbereitet wird.

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Die Mappen der Abgeordneten, immer bis nach oben gefüllt mit Anträgen, Gesetzesänderungen und Ausschusspapieren werden meist schon in der Woche vorher vorbereitet.

Damit kommen wir zu meiner nächsten Aufgabe: Mappen vorbereiten.

Die Informationen, was im Ausschuss und der Arbeitsgruppe in welcher Reihenfolge diskutiert wird, erhalten wir ca. eine Woche per Mail und wird in dieser Zeit laufend aktualisiert.

Dabei kann es schon mal passieren, dass man wenn man gerade alle Ausschusssachen fertig sortiert hat, plötzlich nochmal alles umsortieren darf, weil kurzfristig noch ein neues Thema mit dazu kommt, oder wegfällt.

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Jeder Ausschuss enthält einen Ausschussvorsitzenden und einen stellvertretenden Vorsitzenden, der den Ausschuss durch seine verschiedenen Tagesordnungspunkte leitet und die anwesenden Abgeordneten der Fraktionen ermächtigt, ihre Aussprache zu halten.

Dabei muss sich jeder Abgeordnete an die vorgegebene Zeit von meistens 3 Minuten halten, in der er oder sie auf die entsprechenden Sachverhalte Stellung nehmen kann.

Mit im Ausschuss sitzen unter anderem noch Vertreter*innen der Bundesregierung, eine Sekretärin, die Mitarbeiter der Büros und oben auf der Besuchertribüne interessierte Menschen, unter anderem FSJler und Praktikanten.

Dadurch, dass ich jedes Mal in der Sitzungswoche in der Arbeitsgruppe und im Ausschuss auf der Besuchertribüne sitze, lerne ich nicht nur eine Menge, sondern treffe oft andere Praktikanten und FSJler, die für Kolleg*innen von Ulli, aber auch für die CDU oder die Opposition aus Bündnis 90/Die Grünen und Linken arbeiten.

Damit wir jungen Praktikanten und FSJler, die ja im Ausschuss lediglich zuhören können auch mal die Möglichkeit haben uns auszutauschen und über Politik zu diskutieren, treffen wir uns jeden Donnerstag zum Stammtisch.

Seit ca. 2 Monaten haben wir FSJler im Bundestag es uns zur Aufgabe gemacht den Stammtisch zu organisieren. Dabei geht es in erster Linie darum, Tischplätze zu reservieren und die Leute über den Ort und den Zeitpunkt zu informieren.

Der Stammtisch ist bei uns FSJlern, aber auch bei Praktikanten sehr beliebt.

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Da nicht nur Berlin, sondern auch der Bundestag sehr groß ist, ist es oft schwierig Kontakte zu knüpfen und sich richtig kennenzulernen.

fb_img_1481722228673-kopieDurch den Stammtisch haben somit Praktikanten die Möglichkeit sich mit FSJlern, die schon länger im Bundestag sind auszutauschen und in der ersten Zeit ein wenig Orientierung zu bekommen.

Für uns FSJler ist es natürlich spannend, da wir so fast jeden Monat neue Menschen kennenlernen, die uns von ihren individuellen Erfahrungen berichten.

In den ersten zwei Monaten meines FSJs ging es um ganz grundlegende Dinge.

img-20161219-wa0033Die erste Schwierigkeit bestand darin, sich nicht jedes Mal zu verlaufen, wenn ich für ein Plenarsaalticket von der SPD Fraktion oder die neusten Broschüren von der Broschürenstelle abholen soll.

Da die meisten Gebäude unterirdisch vernetzt  sind, kommt man innerhalb von wenigen Minuten vom Jakob-Kaiser-Haus, in dem unser Büro ansässig ist zum Casino, wo ich jeden Tag mit anderen FSJlern essen gehe, zum Reichstag, wo auf der Fraktionsebene jeden Dienstag die Fraktionssitzung stattfindet, sowie zum Paul-Löbe-Haus, wo der Ausschuss und die Arbeitsgruppe tagen.

Nachdem ich die Sache mit der Orientierung einigermaßen im Griff hatte, lernte ich die Recherche oder die Beantwortung von Bürgeranfragen kennen.

Im Büro, in dem ich zusammen in einem Raum mit Carola, unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin bin, habe ich einen eigenen Sitzplatz und Computer, sowie ein Telefon, wo ich übers Internet Sachen recherchieren kann, wie zum Beispiel wie viele Neuantritte in die SPD es seit dem Trump-Sieg in den USA gibt. Nun war meine Aufgabe beim Büro von Andre Stinka, Generalsekretär der NRW SPD anzurufen, um mich diesbezüglich zu informieren.

img-20161019-wa0004Bei Bürgeranfragen, zum Beispiel zum Thema Rente kommt noch hinzu, dass ich mir übers Intranet des Deutschen Bundestages zuerst den zuständigen Referenten heraussuchen muss, mit dem ich über die jeweilige Bürgeranfrage spreche und ggf. ein Antwortschreiben verfasse.

Falls viele Bürger unseres Wahlkreises Probleme oder Fragen zur Rente haben und Ulli entscheidet, eine Veranstaltung zum Thema Rente zu machen, bin ich somit derjenige der die Liste mit den Adressen erstellt, an die die Einladungen verschickt werden.

Weitere Aufgaben von mir sind es, Besucher abzuholen, die einen Termin mit Ulli gemacht haben, Fotos zu machen, falls Ulli seine Facebook-Fans über den Besuch informieren möchte und Besucher anzumelden, falls sie in den Bundestag, den Ausschuss oder in die AG gehen möchten.

Wenn mich jemand fragt „Hey Lennart, wie viel hast du denn eigentlich zu tun bei deinem FSJ?“ antworte ich immer, dass es ganz darauf ankommt.

Da im Bundestag zwischen Sitzungswochen und Wahlkreiswochen unterschieden wird, gibt es in den Sitzungswochen, wo alle Angeordneten in Berlin sind mehr zu tun, als in den Wahlkreiswochen, wo die Abgeordneten bei Terminen im Wahlkreis sind.

In den Sitzungswochen kommende dann noch öfter Abendveranstaltungen mit hinzu, wie das „Deutsche Post-Fest“, einem Parlamentarischen Abend im Bundestag oder eine Veranstaltung vom Deutschen Schaustellerbund, wo es immer leckeres Essen und in der Weihnachtszeit sogar gebrannte Mandeln und Lebkuchenherzen gibt.

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Eine letzte interessante Erfahrung, von der ich euch erzählen möchte ist die Nominierungsveranstaltung von meinem Chef Ulrich Hampel.

Was ist eine Nominierungsveranstaltung und warum ist sie nötig?

Bevor es in den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2017 gehen kann, muss jeder Abgeordnete in seinem Wahlkreis von seiner Partei als Kandidat für die Bundestagswahl aufgestellt werden.

Dazu muss er von Delegierten der Partei in seinem Wahlkreis gewählt werden, die zur Nominierungsveranstaltung eingeladen werden.

Da jeder FSJler auch eigene Projekte innerhalb seines FSJs machen soll, konnte ich bei der Planung der Nominierungsveranstaltung mitmachen und unter anderem meinen Kumpel Andre Fischer, der den „Eine-Welt-Song-Contest“ des Bundespräsidenten gewonnen hatte, dafür gewinnen, auf Ullis Nominierung aufzutreten.

So bereiteten wir am Tag vor der Nominierung zusammen mit Ulrike, Michael und vielen andere die Veranstaltung vor, stellten die Boxen, kümmerten uns um die Technik und beklebten die Nikoläuse mit dem nigelnagelneuen „Ulli nah dran“ Sticker.

Am nächsten Morgen überraschten Ahmad, ein Kumpel, der auch auf der BPA-Fahrt mit dabei war, Ulli damit, dass wir in die SPD eingetreten waren.

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Ulli freute sich darüber sehr, die Musik war legendär und sogar die Mitarbeiter von Stift Tilbeck waren beeindruckt über die „offene, lockere Veranstaltung“.

Letztendlich folgte das Happy End: Ulli wurde als Kandidat für die Bundestagswahl im nächsten Jahr aufgestellt.

Ich hoffe ich konnte euch meine Arbeit beim FSJ im Bundestag bei Ulli und meinem Team hiermit ein wenig näher bringen.

Ich versuche in den nächsten Monaten immer wieder etwas zu schreiben, um euch auf dem neusten Stand zu halten.

Nun wünsche ich euch erstmal einen guten Rutsch und frohe Weihnachten!

LG euer Lennart

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