Ganz Persönlich

„Meine Herkunft bestimmt meine Identität“

Ich wurde am 28. Oktober 1964 geboren.

Mein Vater war gelernter Schuhmacher, musste aber als Bergmann arbeiten, da sein eigentlicher Beruf uh_babyunsere Familie nicht ernähren hätte können. Sein Traum war diese Arbeit nicht – mein Großvater war bei einem Bergunfall gestorben. Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen. Ich weiß, dieser Satz wird heute gerne benutzt, oft zu unrecht. Aber bei mir passt er so gut, dass ich nicht auf ihn verzichten kann. Warmes Wasser beim Baden? Habe ich erst mit 17 kennen gelernt. Dennoch: Ich glaube man kann auf diesem Foto sehen, dass ich ein glückliches Kind war!

uh_fahrrad

Warum schreibe ich dies hier? Weil meine Herkunft meine Identität bestimmt, meine Ideale – und meine Politik. 

Meine Eltern haben sehr liebevoll für mich gesorgt und versucht mir so viel wie möglich zu ermöglichen. Zu meiner Kommunion habe ich dieses Fahrrad geschenkt bekommen, für das monatelang gespart wurde. Ich war stolz wie Oskar! Heute weiß ich daher, was es bedeutet, wenn Kinder nicht die gleichen Chancen bekommen. Kinder müssen Kind sein dürfen und wir müssen dafür sorgen, dass jedes Kind auch die notwendigen Rahmenbedingungen dafür hat.

Auf diesem leider etwas verwackeltem Foto sieht man mich in den ersten Tagen meiner Ausbildung als Krankenpfleger. Schon alsuh_krankenpfleger
Jugendlicher habe ich freiwillige Sonntags-dienste im Krankenhaus übernommen und habe schnell gemerkt, dass ich in diesem Beruf wirklich aufgehe. Was habe ich mich gefreut, als ich dann einen Ausbildungsplatz als Pfleger bekommen habe! Um es kurz zu machen: Nach drei Monaten musste ich diese Ausbildung aus finanziellen Gründen abbrechen. Die Vergütung als Azubi war zu gering und meine Familie konnte mich nicht länger finanzieren.

Was blieb? Natürlich das Bergwerk. Geschichte wiederholt sich eben doch, erst recht innerhalb der Familie. Nun begann ich eine Ausbildung zum Bergmechaniker im Bergwerk Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort. Dort habe ich begonnen, mich zu engagieren. Ich wollte nach meinen Erfahrungen etwas Verändern.

Ich trat in die Gewerkschaft und in die SPD ein. 

Ich wurde nach einem Jahr Jugendleiter im Betriebsgewerkschafts-Jugendausschuss und Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der Gesamt- Jugend- und Auszubildendenvertretung der RAG. Es folgten weitere Aufgaben, unter anderem entsendete mich die Gewerkschaft für zwei Jahre als Wirtschafts- und Freizeitleiter der FEJO, einer gewerkschaftlichen Jugendfreizeitorganisation, nach Italien und Österreich und wurde 1990 freigestelltes Betriebsratsmitglied. Seit 1991 bin ich in unterschiedlichen Funktionen hauptamtlich bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie beschäftigt: Vom Jugendsekretär über den Posten als stellvertretender Bezirksleiter bis zum Bezirksleiter, der ich von 2003 bis 2013 für den Bezirk Münster-Bielefeld war. Berufsbegleitend habe ich an der Sozialakademie in Dortmund Volks- und Bertriebswirtschaftslehre studiert.

uh_sohn1989 gab es ein ganz wichtiges privates Datum: Die Geburt meines Sohnes Kevin.

Ich bin froh, dass ich ihm ein anderes Aufwachsen ermöglichen konnte. Und er hat mich in meinem Ansinnen bestärkt, mich zu engagieren und politisch einzusetzen – damit Kinder endlich Chancengerechtigkeit erfahren können und damit wir eine gute Arbeit mit guten und gerechten Löhnen verwirklichen und durchsetzen können.

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