Seit heute steht es fest: Großbritannien verlässt die Europäische Union. Für mich als überzeugten Europäer ist dies ein schwarzer Tag. Neben den negativen wirtschaftlichen Folgen schwächt der Austritt Großbritanniens auch die Europäische Union in ihrer Funktion als Friedensgarant für den europäischen Kontinent. Besonders schmerzt mich, dass gerade die junge Generation in Großbritannien nun vieler Chancen beraubt wird. Sie hat sich in den Umfragen eindeutig für einen Verbleib in der EU ausgesprochen, wohingegen der größte Zuspruch zum Brexit von den über 65-jährigen kam. Das bedeutet, dass die ältere Generation der jüngeren die Zukunft verbaut. Das ist wirklich bitter. Vor Europa liegt jetzt eine Zeit der Unsicherheit. Nicht nur ich befürchte, dass viele Arbeitsplätze in Gefahr sind. Fast die Hälfte seiner Exportgüter schickt Großbritannien in die EU. Viele Unternehmen werden ihre Produktionsstätten in die EU verlagern. Der Finanzplatz London, einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes, wird massiv an Bedeutung verlieren. Umgekehrt sind auch deutsche Arbeitsplätze in Gefahr. Großbritannien ist einer der wichtigsten Exportpartner Deutschlands. Am Ende werden viele Tausend Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Preis für den Brexit bezahlen. Sie werden schmerzhaft zu spüren bekommen, wie eng miteinander verknüpft die europäischen Staaten sind und welche Gefahren ein Scheitern der Europäischen Union nach sich zieht. Für Großbritannien könnte der Brexit noch viel weiterreichende Folgen haben. Nordirland und Schottland haben bereits angekündigt, in der EU bleiben zu wollen. Die Mehrheit der dortigen Bewohner hat sich auch klar für die EU ausgesprochen. Ein Auseinanderbrechen von Großbritannien steht somit zu befürchten. Ein Szenario, das einzig und allein die konservative Regierung unter Ministerpräsident Cameron zu verantworten hat. Dieser hat über Jahre die EU verunglimpft und damit den Boden bereitet für den Austritt. Am Ende wird Cameron nicht nur für den Austritt aus der EU verantwortlich sein, sondern auch für das Auseinanderbrechen Großbritanniens.
Für mich ist klar, dass die EU-Staaten jetzt noch enger zusammenrücken müssen. Großbritannien hat sich jetzt für diesen Weg entschieden und wird diesen mit allen Konsequenzen gehen müssen. Das heißt auch, dass Großbritannien nicht bessergestellt werden darf, als andere Länder außerhalb der EU. Für Großbritannien wird dies sicherlich ein sehr schmerzhafter Prozess werden, doch nur so bleibt die EU gegenüber den eigenen Mitgliedsstaaten glaubwürdig und verhindert weitere Austrittsbestrebungen. Durch den Austritt Großbritanniens wird die politische und wirtschaftliche Bedeutung Deutschlands in der EU noch weiter zunehmen. Das bedeutet eine große Verantwortung für unser Land. Die anderen EU-Staaten werden besonders kritisch darauf achten, wie wir mit dieser Verantwortung umgehen. In der Vergangenheit haben Merkel und Schäuble mit ihrer oberlehrerhaften Art vielen EU-Partnern vor den Kopf gestoßen. Jetzt heißt es, die verbindenden Elemente der EU zu stärken, die Länder wieder näher aneinander zu führen und die Menschen wieder mehr für Europa zu begeistern. Nur wenn das gelingt, hat die Europäische Union eine Zukunft.