Grünkohl und Gerechtigkeit – SPD kürt Bundestagskandidaten

Kreis Coesfeld. „Lecker was auf die Gabel“ versprachen die Speisekarten, die am Samstag bei der Delegiertenversammlung der SPD im St. Barbara-Haus in Dülmen auf den Tischen auslagen. Der Duft von Grünkohl mit Mettwurst und Kasseler sowie Gemüselasagne lockte gleich zu Beginn ans Buffett. Auf dem anderen Blatt der Karte standen aber auch schon politische „Zutaten“: „Sozial gerechte Sozialsysteme“, „Reduzierung der prekären Beschäftigung“ sowie „Gute und zukunftsfähige Arbeit“. Ein Menü daraus zaubern, das im September nächsten Jahres den Wählern mundet, versprach in seiner Vorstellungsrede Ulrich Hampel. Der gelernte Bergmann aus Xanten, der zurzeit Vorsitzender und Leiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie im Bezirk Münster/Bielefeld ist, will in den Bundestag. Und die Basis im Wahlkreis Coesfeld/Steinfurt II gab ihm dafür die notwendige „Marschverpflegung“ mit auf den Weg: Mit 92,9 Prozent der Stimmen wurde der 48-Jährige zum Direktkandidaten gewählt. Von 56 Genossen hatten nur drei gegen ihn gestimmt, einer enthielt sich.

Von Detlef Scherle

 

Demonstrativ statteten Hampel, Ehrengast Garrelt Duin, Wirtschaftsminister im Kabinett Kraft, und Kreis-SPD-Chef André Stinka vorher den Beschäftigten am Tagungsort einen Besuch ab: In der Küche unterhielten sie sich mit dem Personal der von den Alexianern betriebenen Einrichtung über die Grünkohlzubereitung. Danach ging es im Saal um die „politischen Rezepte“ für mehr soziale Gerechtigkeit und zur gewünschten Ablösung von Schwarz-Gelb in Berlin: „NRW zeigt, dass man sie schlagen kann“, machte Duin Mut. Der Minister beschwor den neuen Schulterschluss von SPD und Gewerkschaften – auch in der Landesregierung: „Wirtschaft und gute Arbeit – das gehört zusammen.“ Dieser Tenor war auch in zahlreichen Grußworten von Gewerkschaftsvertretern zu vernehmen. Neben DGB-Regionschef Heinz Rittermeier und dem IGBCE-Bundesvorstandsmitglied Edeltraud Glänzer waren sämtliche „Fürsten“ der Einzelgewerkschaften im Münsterland präsent, um Hampel zu unterstützen. Der machte in seiner Vorstellungsrede keinen Hehl daraus, dass es noch gar nicht so lange her sei, dass das Verhältnis zwischen SPD und Gewerkschaften „nicht ganz ungetrübt“ gewesen sei: „Ich bin sehr froh, wie sich das wieder verändert hat.“

Garels Druin, Ulli Hampel und André Stinka 5006_1164105242_n

„Der Kampf für Gerechtigkeit ist meine Leidenschaft“, rief Hampel den Delegierten zu. Und er gab vor allem denen, die mit ihm noch fremdeln, ein Versprechen ab: „Ab heute wird der Unterbezirk Coesfeld meine politische Heimat sein.“ Er sei auch nicht der externe Kandidat, „der nicht weiß, worauf es vor Ort ankommt, sondern ich bin schon lange hier vor Ort angekommen“, hob er hervor. Nach zehn Jahren als Bezirksvorsitzender und Bezirksleiter der IGBCE Münster-Bielefeld sei er „hier, in Eurem Münsterland, heimisch. Ich kenne die Menschen, die Betriebe, die großen Stärken und Vorzüge hier vor Ort, aber auch die Sorgen, Nöte und Bedürfnisse.“ Schwerpunkt seiner Arbeit als Bundestagsabgeordneter, unterstrich der Familienvater, soll auch nicht Berlin, sondern der hiesige Wahlkreis sein: „Ihr werdet mich als Abgeordneten erleben, der hier vor Ort viel unterwegs ist und offen und ansprechbar für die Menschen da ist.“