„College of Europe ist Chance für Absolventen aus NRW“

„Europas große Zukunftsfragen müssen von einer jungen Generation von Europäerinnen und Europäern beantwortet werden, UH_141117die gesamteuropäische Bildungs- und Lebenserfahrungen gesammelt haben“, ist Ulrich Hampel überzeugt. Dem Ziel, Studierenden die Möglichkeit zu solchen Erfahrungen zu verschaffen, hat sich seit 1949 das College of Europe als ältestes und renommiertestes Hochschulinstitut für Postgraduierten-Studien rund um die EU verschrieben. Nun steht die Bewerbungsphase für Masterstudiengänge im Studienjahr 2016/2017 an.

Voraussetzung für die Bewerbung um ein europäisches Masterstudium an den beiden Standorten Brügge (Belgien) und Natolin (Polen) ist ein abgeschlossenes Universitätsstudium oder ein gleichwertiger Studienabschluss. Angeboten werden zahlreiche Masterprogramme mit unterschiedlichen Spezialisierungsmöglichkeiten und interdisziplinären Ausrichtungen für jährlich etwa 450 Absolventen der unterschiedlichsten Fachrichtungen aus mehr als 50 Ländern.

Unter deutschen Bewerberinnen und Bewerbern können dieses Jahr rund 35 Studienplätze und Stipendien vergeben werden. Das Auswahlverfahren wird von der Europäischen Bewegung Deutschland e.V. durchgeführt, die unter www.netzwerk-ebd.de/coe auch alle weiterführenden Informationen zur Bewerbung und den Studienangeboten bereithält. Bewerbungsschluss ist der 20. Januar 2016.

„In NRW findet sich die dichteste Hochschullandschaft Europas mit Kontakten zu anderen Hochschulen in der ganzen Welt. Von wo, wenn nicht aus unserer Region, könnten also geeignete Bewerberinnen und Bewerber kommen?“, fragt Ulrich Hampel und ist sich sicher: „Das College of Europe ist eine tolle Chance für die Absolventen aus NRW.“

Beharrlich an europäischen und internationalen Lösungen arbeiten

Viele Flüchtlinge kommen derzeit ohne Registrierung ins Land.Ulrich_Hampel_Ausschuss_1510 Deshalb haben Bund und Länder am 24. September gemeinsam beschlossen, Warte- und Verteilzentren einzurichten, in denen eine erste Aufnahme und Registrierung erfolgt. Das finden wir richtig. Falsch finden wir jedoch Vorschläge, zehntausende Flüchtlinge an den deutschen Grenzen zu inhaftieren. Das ist weder praktikabel noch ethisch verantwortbar.

Nur miteinander, nicht gegeneinander schaffen wir in Europa eine Rückkehr zu geordneten Asylverfahren. Konkret bedeutet das: Griechenland und Italien brauchen beim Aufbau von Ankunftszentren rasch finanzielle und logistische Unterstützung. Denn nur wenn Flüchtlinge bei ihrer Ankunft konsequent registriert werden, ist eine faire Verteilung auf die Mitgliedsstaaten überhaupt möglich. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern müssen wir die EU-Außengrenzen besser sichern und ein europäisches Grenzmanagement schaffen, das perspektivisch auch eine europäische Grenzschutzbehörde umfasst.

Wir müssen dafür sorgen, dass Europa ein sicherer Zufluchtsort bleibt. Aber unsere humanitäre Verantwortung beginnt nicht erst auf europäischem Boden. Deshalb werden wir Jordanien, den Libanon und die Türkei, stärker unterstützen, um auch dort die Lebensbedingungen von Flüchtlingen zu verbessern. Uns ist es gelungen, beim G7-Außenministertreffen in New York eine weitere Aufstockung der internationalen Flüchtlingshilfe um insgesamt 1,8 Milliarden Dollar zu erreichen. Deutschland wird sich an dieser internationalen Initiative mit 100 Mio. Euro beteiligen und hat seine humanitäre Hilfe bereits um 400 Mio. Euro erhöht.

Wir wissen aber auch: Der Kampf gegen die Fluchtursachen in den Heimatländern erfordert einen langen Atem. Das gilt insbesondere auch für den blutigen Bürgerkrieg in Syrien. Dort muss das Töten nach fünf Jahren und 12 Millionen Flüchtlingen endlich ein Ende haben. Die militärischen Attacken Russlands auf gemäßigte syrische Oppositionelle tragen hingegen zur weiteren Eskalation bei. Auch der grausame Terroranschlag in der Türkei macht eine Lösung nicht leichter. Deshalb müssen weiter alle diplomatischen Hebel in Gang gesetzt werden, um eine erfolgreiche Friedensinitiative für Syrien unter der Beteiligung Russlands und der syrischen Nachbarstaaten zu starten.

„Jugendkarlspreis 2016 beleuchtet europäische Jugendprojekte!“

Bewerbungsphase für Gruppen und Einzelpersonen läuft

Auch im Jahr 2016 vergeben das Europäische Parlament und die Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen gemeinsam den „Europäischen Karlspreis für die Jugend“. Im Rahmen des Wettbewerbs sollen wieder Projekte junger Menschen ausgezeichnet werden, die die Verständigung und das Zusammenleben der Menschen in Europa fördern und Bewusstsein für eine gemeinsame europäische Identität schaffen.

hampel mdbIch ruft junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren dazu auf, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Und hoffe, dass möglichst viele innovative Projekte unter den Einsendungen sein werden, die bisher vielleicht noch nicht einmal auf europäischer Eben bekannt waren. Dabei geht es nicht zwingend um große Vorhaben mit gewaltigem Personalaufwand – auch ganz kleine Initiativen und Einzelpersonen sind angesprochen. Ehrenamtliche Projekte erfahren besondere Berücksichtigung. Das ist eine Chance für Europas engagierten Nachwuchs.

Noch bis zum 25. Januar 2016 können Bewerbungen eingereicht werden. Den Preisträgerinnen und Preisträgern winken am Ende Geldpreise, ein Besuch des Europäischen Parlaments und ein viertägiger Aufenthalt in Aachen einschließlich der Teilnahme an der Verleihung des ‚großen‘ Karlspreises.

Alle Informationen und das Anmeldeformular zum Wettbewerb gibt es unter www.charlemagneyouthprize.eu .

SPENDENAKTION FÜR FLÜCHTLINGE AUF DER „BALKAN-ROUTE“

Zehntausende Männer, Frauen, Kinder sind auf der „Balkan-Route“ unterwegs nach Europa: Entkräftet, krank, viele nur mit T-Shirts und Sandalen bekleidet. Und die Nächte werden kälter. Pro Asyl befürchtet, dass es Tote geben wird, sobald der Winter kommt.
Wir sammeln in Berlin Winterjacken und Winterschuhe und übergeben sie Ende Oktober der Bürgerinitiative Help the refugees in Macedonia. Spenden Sie, was Sie entbehren können. Sie können Menschenleben retten.
borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen e. V.

Jeder von uns kann helfen!

Ulli Abst.

SPENDENANNAHME
Bringen Sie Winterjacken und Winterschuhe bis zum 21. Oktober werktags von 8.00 bis
18.00 Uhr zum DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg, Raum 406, Keithstr. 1-3, 10787 Berlin.

KONTAKT
Franzisca Weber, Telefon: 030 21240541 | E-Mail: weber.bfw@dgb.de

SPENDENKONTO
Für die Kosten des Transports nach Mazedonien bitten wir um Spenden unter dem Stichwort „Mazedonien“ auf das Konto von borderline-europe e. V. IBAN: DE11 4306 0967 4005 7941 00 | BIC: GENODEM1GLS.

Die Spendensammlung wird von Berlinerinnen und Berlinern ehrenamtlich zusammen mit der Organisation borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen e. V. in Kooperation mit der mazedonischen Bürgerinitiative Help the refugees in Macedonia organisiert.

Ulrich Hampel besucht Zeltstadt für Flüchtlinge in Olfen

Ein eigenes Bild von der Zeltstadt für Flüchtlinge in Olfen-Vinnum machte sich heute der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Hampel. In der Zeltstadt, die Plätze für 300 Flüchtlinge bereithält, sind zur Zeit 139 Flüchtlinge untergebracht. Der Träger der Zeltstadt  ist das DRK im Kreis Coesfeld.  Dessen Leiter Christoph Schlütermann und der Leiter der Zeltstadt Denis Kolakovic sparten bei einem gemeinsamen Rundgang  mit dem Abgeordneten und Mitgliedern der SPD Olfen weder an Lob noch an Kritik. „Inzwischen konnten wir hier 21 Vollzeitstellen einrichten, um die Flüchtlinge zu betreuen.  Die Mitarbeiter  die hier Arbeit gefunden haben,  tun das mit sehr viel Herzblut. Sie haben das Gefühl etwas sehr sinnvolles zu tun“,  meinte  Christoph Schlütermann.  „Schwierig ist aber noch die Organisation. Es läuft noch nicht rund und da gibt es noch eine Menge zu tun, um die Abläufe zu verbessern“, so der Leiter des DRK weiter.  So berichtete er von  nicht angemeldeten Bussen mit vielen Flüchtlingen und  ohne Namenslisten.   Wichtig sei auch, dass die Notunterkünfte nicht zu groß werden und die Verweildauer dort möglich kurz ist.   „Was wir hier erleben, ist die größte humanitäre Katastrophe, die wir  seit vielen Jahren hatten und da sind wir als DRK gefordert und sehen hier unsere Aufgabe auch für die Zukunft. Unsere Arbeit hier im Zeltlager  ist auch Friedensarbeit“, so Christoph Schlütermann zum Abschluss des Besuches.

Ulrich Hampel bedankte sich herzlich  für die Einblicke und vielen Informationen die er erhalten hatte und will sich dafür einsetzen, zu helfen, die Strukturen zu verbessern. Sein Dank galt vor allem den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen Helfern für ihre herausragende Arbeit und das große Engagement.

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Hier der Beitrag als Audiodatei zum Anhören:
Ulrich_Hampel_Audiospur

Deutschland ist großer Gewinner der Griechenland-Krise

Deutschland ist nach einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle ein großer Gewinner der Krise in Griechenland.

UlrichHampel_GriechenlandVon 2010 bis heute habe die Bundesrepublik wegen der in Folge der Krise gesunkenen Zinslasten rund 100 Milliarden Euro eingespart, heißt es in einer heute veröffentlichten Studie. Nach Aussage des Leibniz-Instituts übertreffen diese Einsparungen die Kosten der Krise – selbst dann, wenn Griechenland seine Schulden komplett nicht bedienen würde. Deutschland hat also in jedem Fall von der Griechenlandkrise profitiert. Angesichts der Debatten um weitere Hilfen für Griechenland zeigt die Studie eindrucksvoll die andere Seite der Medaille. Während viele Medien und auch zahlreiche Politiker davor warnen, Griechenland weitere Hilfen zu gewähren, profitiert Deutschland Monat für Monat finanziell von der Krise. „In dieser Situation sollten wir meines Erachtens nach Griechenland weitere Hilfen nicht verwehren, solange sie die vereinbarten Reformen umsetzen“, so Ulrich Hampel. „Ich hoffe, dass die Studie den Menschen in unserem Land auch die Angst vor weiteren Griechenland-Hilfen nimmt, die diese mir in vielen Gesprächen gegenüber zum Ausdruck gebracht haben.“ Im Gegensatz zu den 100 Milliarden Euro, die Deutschland tatsächlich eingespart hat, ist aus Deutschland bisher kein Hilfsgeld direkt nach Griechenland geflossen, sondern Deutschland bürgt für einen Teil der Gelder. Wie bereits oben erwähnt, übertreffen die bisherigen Einsparungen den Anteil, für den Deutschland bürgt.

Aktuell finden die Verhandlungen über ein drittes Griechenland-Hilfspaket statt. Sollten sich die Regierung in Athen und die Gläubiger einigen, müssen wiederum die Parlamente, somit auch der Deutsche Bundestag, über das Hilfspaket entscheiden. Ich bin davon überzeugt, dass die Studie dazu beitragen wird, die anstehende Diskussion zu versachlichen.

Tolle Initiative: EU-Kommission will ehemalige Opelaner unterstützen >

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, 2692 ehemalige Beschäftigte des Bochumer Opelwerks und eines Zulieferbetriebs bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz mit knapp 7 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) zu unterstützen.

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Die aus dem EGF kofinanzierten Maßnahmen im Volumen von insgesamt 11,5 Millionen Euro sollen den entlassenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern helfen, ihre Kompetenzen an neue Anforderungen anzupassen und ihnen den Übergang in eine neue Beschäftigung zu erleichtern. Bei der Suche nach einer neuen Stelle sollen Sie mit Berufsberatung, Weiterbildung, Beratung bei der Existenzgründung, Betreuung und Beratung nach Antritt einer neuen Stelle sowie Transferkurzarbeitergeld unterstützt werden. Ich hoffe, dass der Vorschlag umgesetzt wird und sich für die knapp 3000 Betroffenen dadurch die Chancen am Arbeitsmarkt deutlich erhöhen.

Private Schiedsstellen sind erledigt

Ich freue mich, dass die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament privaten Schiedsstellen in allen künftigen Handelsabkommen der Europäischen Union eine Absage erteilt haben. hampel mdb (2)Am Mittwoch stimmten sie für einen Änderungsantrag zur TTIP-Resolution, der private Schiedsstellen (ISDS) aus dem Abkommen ausschließen wird. Die Unterstützer des Antrags kämpfen dafür, dass das ISDS-System durch ein neues öffentliches und transparentes System zum Schutz von Investitionen ersetzt wird, in dem private Interessen öffentliche Politik nicht unterlaufen können, heißt es im Text. Die Konferenz der Fraktionsvorsitzenden im Europäischen Parlament wird heute darüber abstimmen, ob die TTIP-Resolution auf die Tagesordnung der Plenarwoche in Straßburg kommt. In diesem Fall würden die Abgeordneten voraussichtlich am Mittwoch, 8. Juli 2015, über die Position des Europäischen Parlaments zum EU-USA-Handelsabkommen abstimmen.

12 Millionen Euro mehr für die Integration junger Migrantinnen und Migranten – Das ist eine gute Nachricht für die Jugendmigrationsdienste in den Kreisen Coesfeld und Steinfurt

„Das ist eine gute Nachricht, insbesondere für junge Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre Ausbildung in Deutschland fortführen möchten oder individuelle Begleitung bei ihrem Integrationsprozess brauchen“, freut sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Hampel.

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„Die Große Koalition in Berlin hat beschlossen, dass es hier insgesamt 12 Millionen Euro mehr geben soll.“ Hintergrund für Hampels Freude ist die in dieser Woche im Haushalts-ausschuss beschlossene Mittelerhöhung im Nachtragshaushalt 2015.Für die Jugendmigrations-dienste (kurz JMD) gibt es 8 Millionen Euro mehr und für den Garantiefonds Hochschulbereich 4 Millionen Euro on Top. Unbestritten leisten die Dienste eine mehr als wertvolle Arbeit, gerade vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen. Auch viele junge Menschen, teils auch unbegleitete Minderjährige, kommen zurzeit nach Deutschland. Für sie sind die Jugendmigrationsdienste mit ihren über 430 Standorten in ganz Deutschland häufig ebenfalls wichtige Anlaufstellen. Die Jugendmigrationsdienste, wie z.B. in Dülmen, unterstützen junge Menschen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren mit individuellen Angeboten bei ihrem Integrationsweg in Deutschland. Der Garantiefonds Hochschulbereich ermöglicht jungen Flüchtlingen unter 30 Jahren mit einem Stipendium ein Hochschulstudium. „12 Millionen Euro mehr zur Verbesserung von Integrationschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund sind gut investiertes Geld“, so der SPD-Bundestagsabgeordnete Hampel abschließend.

 

 

Interview mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zu aktuellen Themen

Wir leben in einer Zeit, die von krisenhaften Entwicklungen in vielen Gegenden der Welt geprägt ist. Würdest Du die Einschätzung teilen, dass es schon lange nicht mehr eine solche Verdichtung von zeitgleich auftretenden, sich zuspitzenden weltpolitischen Konflikten gegeben hat?

Frank-Walter Steinmeier

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (Foto: photothek.net)

Ich kann mich tatsächlich kaum an eine derartige Krisendichte, wie wir sie im Moment erleben, erinnern. Aber die Krisen folgen nicht nur immer schneller aufeinander, sie werden auch immer komplexer. Hinzu kommt, dass diese Krisen auf eine immer chaotischere Welt, auf eine immer unklarere internationale Ordnung treffen. Ich fürchte, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass die Krise nicht die Ausnahme, sondern Normalfall ist. Hier ist Deutschland als größtes und ökonomisch stärkstes Land in Europa enorm gefordert.

Seit Monaten arbeitest Du unermüdlich an einer friedlichen Lösung des Ukraine-Konflikts. Alle Vereinbarungen, die den Konfliktparteien bislang in teils zähen Verhandlungen abgerungen werden konnten, standen auf wackeligen Füßen. Sie hingen in erster Linie vom guten Willen der Beteiligten ab – und scheiterten nicht selten an der Umsetzung. Welche Entwicklung erwartest Du in der Ukraine? Wie kann es weitergehen, falls der Dialog zwischen Russland und der Ukraine völlig zum Erliegen kommt?

Genau das müssen wir verhindern. Wir können uns keine Sprachlosigkeit leisten. Deswegen scheint es mir trotz aller Schwächen richtig, an den Minsker Vereinbarungen festzuhalten. Mein Eindruck ist: Alle Konfliktparteien erkennen an, dass es erstens ruhiger geworden ist, dass der Waffenstillstand weitgehend eingehalten wird, auch wenn es vereinzelt, immer noch zu Verletzungen kommt. Deswegen lohnt es sich, weiterzuarbeiten – mit dem Abzug der schweren Waffen und mit Schritten hin zu einem politischen Prozess in der Ostukraine. Dazu gehört, dass wir der OSZE die Kontrollmöglichkeiten verschaffen, die sie braucht, um die Einhaltung der Vereinbarungen zu überwachen.

Ein weiterer Konflikt, der auch die SPD-Bundestagsfraktion sehr stark beschäftigt hat, ist das äußerst brutale Vorgehen des IS in Syrien und in den Nachbarländern. Mit den Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak ist die Bundesregierung erstmals von ihrem Grundsatz abgewichen, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern. Was muss getan werden, um dort dauerhaft zu einer Lösung zu kommen?

Dass in den letzten Monaten in Kobane und im Nordirak der Mythos der Unbesiegbarkeit von ISIS widerlegt wurde, ist wichtig. Der Vorstoß der ISIS konnte gestoppt werden. Aber mit militärischen Mitteln allein wird ISIS nicht dauerhaft Herr werden können. Deswegen setzen  wir mit der internationalen Gemeinschaft auf eine breiter angelegte politische, militärische und humanitäre Strategie mit dem Ziel, alle Bevölkerungsgruppen in den politischen Prozess einzubinden und ISIS dadurch den Nährboden zu entziehen. Klar ist aber auch: Wir haben in den letzten Monaten eine breite internationale Allianz gebildet und schwierige politische und militärische Weichenstellungen getroffen. Aber vieles davon wird erst langsam Wirkung zeigen. Wir werden einen langen Atem brauchen.

Eine Zeitlang war viel von einer Europäisierung der deutschen Außenpolitik die Rede. Erleben wir nicht gerade eine Renationalisierung? Von einem abgestimmten Vorgehen im Rahmen der dafür zur Verfügung stehenden internationalen Organisationen kann doch bei den erwähnten Konflikten nicht wirklich die Rede sein, oder? Was bedeutet das für die deutsche Außenpolitik in Zukunft?

Von einer Renationalisierung kann man meines Erachtens nicht sprechen. Nimm zum Beispiel die Ukraine-Krise. Die hervorragende Zusammenarbeit mit Frankreich war für die Verhandlungen von Minsk von entscheidender Bedeutung. Und trotz unterschiedlicher nationaler Interessen und historischer Erfahrungen haben wir es geschafft, eine einheitliche europäische Position in der Sanktionsfrage  aufrecht zu erhalten. Das ist eine immense Leistung. Wir wissen, dass deutsche Außenpolitik nur in Europa und durch Europa einen Unterschied machen kann. Deshalb war das auch ein Ergebnis unseres Projekts Review 2014: Dass wir Europa noch stärker in der Struktur und in der Politik des Auswärtigen Amts verankern wollen.

(Das Interview wurde für die Landesgruppe Baden-Württemberg geführt. Fotos: photothek.net)

Hier der Beitrag als Audiodatei zum Anhören: